Christian Kipfer
Christian, Chrischte oder Chrigel, wie ihn viele nannten, wurde am 26. August 1941 in Buochs NW geboren. Er zügelte in seinen Kinder- und Schuljahren zu vielen Orten und besuchte dabei Schulen in Bern – Leysin – Pully – Croix und St.Prex. Seine Muttersprache war also Französisch. Seine frühen Aufenthalte in Bern halfen ihm aber, später ein akzentfreies Bärndütsch zu sprechen.
Dank der Hilfe seines Bruders Robert erhielt er die Möglichkeit im Jahr 1959 eine Lehre als Fotograf zu beginnen. Diese schloss er dann im 1962 erfolgreich ab. Sein Vater, Housi (Hans) Kipfer, vermittelte ihm anschliessend eine Arbeitsstelle am Flugplatz Interlaken, wo er als Industrie-Fotograf und späterer Chef Fotodienst bis zu seiner Pensionierung tätig war. Dies ermöglichte ihm, eines seiner Hobbies zum Beruf zu machen und er tüftelte sehr gerne und auch bereits sehr früh mit modernen Foto- und Computertechnologien rum und stellte den Betrieb auf digitale Fotografie um.
Der junge Welsche (damals noch mit «Acsent bernoise») fand ein kleines Studio in Wilderswil an der Allmi bei «Därlig Fritz» – dem Vater von Susy. Da die Beiden nur ein Stockwerk trennte, ergab sich denn alles weitere wie von selbst… der Akzent verschwand – Susy spricht heute noch perfekt französisch und im 1968 heirateten die Beiden in Wilderswil. Christian durfte miterleben, wie seine Familie sich weiter vergrösserte, als seine Söhne in den Jahren 2003 und 2004 heirateten. Auch insgesamt vier Enkelkinder liessen nicht lange auf sich warten und Christian genoss seine Rolle als Grosätti sehr. Seine Enkelkinder verbrachten viele Stunden mit dem Grosätti und Grosmueti und freuten sich über jeden Besuch. Nie vergessen werden sie Grosätti’s Omeletten – auch wenn die Luft Drehungen manchmal völlig schiefgegangen sind!
Seine zweite grosse Liebe in seinem Leben war sicher die Musik. Darüber könnten wir ein Buch schreiben oder zwei... Daher erwähnen wir gerne einige Ereignisse, welche Christian geprägt haben oder welche er in seiner unermüdlichen Arte und Weise ermöglicht hatte. Den Einstieg zur Musik hat sich Klein-Chrigeli mit 8 Jahren erzwängt. Nach langem Stürmen erhielt er einen grossen, verbeulten Es-Bass - das einzige und letzte vorhandene Instrument im Musikverein Leysin. Sitzend auf einem passenden Tabourettli konnte «Klein-Chrigeli» so seine Musik-Karriere beginnen und nervte schon bald die halbe Nachbarschaft mit seinem dauernden Üben… Seine Mutter befahl deshalb dann Ruhezeiten – meistens läuft’s doch ansonsten umgekehrt?!
Seinen Weg zur Musikgesellschaft Wilderswiler (MGW) ist ebenfalls eine tolle Geschichte und erwähnenswert: es geschah im Restaurant Luna, am späten Abend des 30. Dezember 1962, als ein paar junge Musiker ihre Köfferli auspackten und anfingen zu Musizieren. Sofort schlug das Herz von Christian auf Hochtouren und er konnte nicht widerstehen, einige Töne mit der Trompete mitzuspielen. Einige Tage später meldete sich dann «Därlig-Fritz» – sein späterer Schwiegervater – bei ihm… so öffneten sich gleich mehrere Türen für Christian! Im Januar 1963 wurde er als Aktivmitglied bei der MGW aufgenommen. Von Beginn weg füllte sein Engagement für die Musik einen grossen 2022
Teil in seinem Leben aus. Christian übernahm dann auch nach einigen Jahren die Ausbildung der Jungbläser und begann seine intensiven Ausbildungen bis zum Abschluss zum Dirigenten im Jahr 1973. Kurz darauf übernahm er die musikalische Leitung als Dirigent der MGW mit 30 Aktiven! Zusammen mit weiteren angefressenen WilderswilerMusikanten bauten sie den Verein weiter aus und nahmen 4 Jahre später mit 50 Aktiven erstmals wieder am Oberländischen Musiktag in Zweisimmen teil. Er führte die MGW als Dirigent bis 1993 an etliche Musikfeste, wo sie tolle Ergebnisse erzielten. Später spielte Christian dann auch wieder als Trompeter mit und nahm mit der MGW 2016 am eidgenössischen Musikfest in Montreux teil. Seine aktive MusikerKarriere beendete er am Frühlingskonzert der MGW im 2017 – dies als Ehrendirigent und kantonaler Ehrenveteran.
Die Förderung der Jugendmusik und die musikalische Frühausbildung waren Christian sehr wichtig. In seinen über 50 aktiven Musikjahren in Wilderswil konnte er so viele «Giele» und «Modis» zur Musik bewegen, so denn auch seine beiden Söhne und zwei seiner Enkelkinder. Sein musikalisches Engagement ging auch neben der MGW weiter:
» so war er auch im Oberländischen Musikverband tätig, davon einige Jahre als Präsident und später Ehrenmitglied
» er komponierte unzählige Musikstücke, darunter einige ganz persönliche Hochzeits-Märsche und als berühmtester Marsch den Festmarsch «Winterthur 86» zum eidgenössischen Musikfest
» Er war Mit-Gründer und erster Moderator des «Blasmusikträff» im Radio BeO
» Mit-Gründer und Mitgestalter des Musig-Heftli der MGW
Wenn die Freude zur Musik von ihm übersprang, war Christian glücklich! Er suchte aber nie das Schulterklopfen oder sammelte auch keine Ehrungen. Christian überzeugte stets mit Engagement, Courage und
Bescheidenheit. Und natürlich halfen ihm sein welscher Charme und sein Witz dabei, auch grössere Zweifler zu überzeugen oder ein Publikum zu gewinnen.
Wie behalten wir unseren geliebten Ehemann, Paps, Schwiegervater, Grosätti, Bruder, Götti, Freund und Musikkameraden in Erinnerung? Als einen zufriedenen, humorvollen, ehrgeizigen und zielstrebigen, manchmal auch strengen, aber immer liebenswerten und grosszügigen Menschen. Merci Christian, du hast diese Welt etwas farbiger und schöner gemacht und wir werden Dich nie vergessen.